Sie stecken hinter Studio Erika: Lisa Krause, Fabian Karrer, Julian Karrer (von hinten nach vorn) und Luca Bettinger (nicht im Bild); Bild: Studio Erika
Ein Museum weiß, wie man Ausstellungen verwaltet, Kurator:innen wissen, wie man Ausstellungsinhalte füllt, aber wer denkt sich die lustigen Früchtchen auf dieser Website aus und überlegt sich, wie die Objekte in der Ausstellung präsentiert werden sollen? Fünf Fragen an Fabian Karrer von Studio Erika, der Designagentur für „Apropos Sex“.
1. Warum habt ihr euch für die Ausstellungsgestaltung von „Apropos Sex“ beworben?
Dass das Museum für Kommunikation den Mut hat, das Tabuthema „Sex“ aufzugreifen, hat uns sehr imponiert. Warum haben wir uns beworben? Weil wir die Chance sehen, durch kreative Gestaltung dazu beizutragen, ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen ohne Vorurteile und Scham über dieses Thema sprechen können. Schließlich ist Sex ein integraler Bestandteil des menschlichen Lebens. Es geht nicht nur um Ästhetik, sondern auch darum, Offenheit, Respekt und Verständnis zu fördern. Und das ist doch eine spannende und lohnende Aufgabe, oder?
2. Euer Ausstellungsdesign basiert auf natürlichen Holztönen, Aquarellillustrationen und verspielten Farben wie Gelb, Orange und Lila. Warum nicht Lack, Leder und knalliges Rot?
Das stimmt, auf den ersten Blick ist man bei diesem Thema versucht, sehr provokativ, laut und plakativ zu arbeiten – wir glauben aber, dass das eher Menschen anspricht, die ohnehin kein Problem damit haben, über Sex zu reden. Um einen leichteren Zugang zu schaffen und die Leute nicht abzuschrecken, hielten wir es für sinnvoll, die Gestaltungsmittel subtil zu wählen. Bei den Farben war uns wichtig, Klischees zu vermeiden. Wir nutzen bewusst nicht Rot oder Schwarz, die mit dem Thema Sex »verrucht« erscheinen. Auch genderstereotypische Farben wie Pink und Blau haben wir ausgeschlossen.
Im ersten Ausstellungsentwurf zeigt sich, wie Farbpalette, Möbel-, und Grafikdesign im Raum wirken. Grafik: Studio Erika
3. Ein Grundelement eurer Architektur ist der Paravent, eine Art Wandschirm. Was hat es damit auf sich?
Der Paravent steht für Intimität. Er schafft einen kleinen Schutzraum, in dem man ohne Scham z.B. nackt sein kann. Für die Ausstellungsmöbel öffnen wir nun aber den Paravent. Der ganze Raum ist bei uns ein geschützter Raum, in dem schambesetzte Themen nicht versteckt, sondern offen angesprochen und bearbeitet werden können.
4. Dem Museum war bei der Ausschreibung für die Gestaltung auch eine nachhaltige Ausstellungsarchitektur wichtig. Wie setzt ihr das um?
Neben nachhaltigen Materialien geht es hier vor allem um eine sinnvolle Nachnutzbarkeit der Architektur. Deswegen haben wir eine Formensprache gewählt, die sich sowohl der Architektur der Gebäude in Frankfurt und Berlin als auch den Möbeln anpasst, die schon vorhanden sind. Als Hauptwerkstoff arbeiten wir mit Birkensperrholz, das wird in Europa (meist Finnland) produziert. Das Holz lässt sich jederzeit umlackieren oder abschleifen. Mit diesen Voraussetzungen ist es leichter, Teile der Ausstellungsarchitektur später für andere Ausstellungen zu verwenden.
5. Worauf freut ihr euch besonders bei der Umsetzung des Ausstellungsdesigns?
Die eigene Gestaltung von einer digitalen Vision zu einem physischen Erlebnis wachsen zu sehen, ist einfach großartig. Es ist wie der Unterschied zwischen einer Karte und der tatsächlichen Reise. Wir können sehen, wie das Licht in den Räumen spielt, wie die Proportionen wirken und wie Besucher:innen zum ersten Mal mit unserer Gestaltung interagieren, sich informieren, lesen, erleben und den Raum erfahren.
Danke für den spannenden Einblick in eure Arbeit. Wir sind mindestens so gespannt wie ihr, durch die fertigen Ausstellungsräume zu schreiten!
Ihr fragt euch, wer Erika überhaupt ist, oder wollt einfach mehr über ihre Projekte erfahren? Schaut auf Studio Erikas Website oder ihrem Instagram-Feed vorbei!