Museum für Kommunikation Nürnberg - Logo
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1988 malte Keith Haring das Logo für den ersten Coming-Out Tag am 11. Oktober, in unserem Museum könnt ihr eine Kopie davon sehen. “Aus dem Schrank kommen“ ist ein Symbol für das öffentliche Coming-Out. Bild: Museum für Kommunikation Frankfurt.

Vor 36 Jahren, am 11. Oktober 1988, veranstalteten Aktivist:innen in den USA erstmals den nationalen Coming Out Day. Tausende von schwulen und lesbischen Amerikaner:innen ließen ihre Namen in Zeitungen veröffentlichen, um ein Zeichen für Sichtbarkeit und Gleichberechtigung zu setzen. Heute erinnert der 11. Oktober weltweit an die Bedeutung des Coming-Outs.

In einer cis-heteronormativen Welt ist das Coming-Out ein lebenslanger Prozess

Coming-Outs finden jeden Tag und überall statt, so auch im Frankfurter Palmengarten: “Hier haben mein Freund und ich uns voreinander geoutet! Ich habe bis dahin niemandem erzählt, dass ich queer bin. Es endlich in Worte zu fassen, fühlte sich unglaublich an.” Oder wenige hundert Meter weiter in der Goethe-Universität: “Ich habe hier meinen Namen zum ersten Mal in einem akademischen Kontext geändert. Wir waren nur drei Leute im Kurs, aber ihre perfekten Reaktionen – mich zu akzeptieren und nach meinen Pronomen zu fragen – gaben mir viel Hoffnung und Kraft für zukünftige Outing-Situationen.”

Im interaktiven Online-Kartenprojekt “Queering the Map” teilen Menschen aus der queeren Community diese und viele weitere Erlebnisse. Ihre Geschichten zeigen: Das Coming-Out ist kein einziger, alles verändernder Moment, wie es in Filmen manchmal wirken mag. Die Vorstellungsrunde im Unikurs, der Abschiedskuss am Bahnhof, das erste Date in der Öffentlichkeit – all diese Situationen sind jeweils ein Coming-Out und erfordern Mut.

Queerfeindlichkeit nimmt zu

Beim Coming-Out-Tag geht es dabei nicht nur darum, die Sichtbarkeit der queeren Community zu feiern. Zentral ist auch, weiterhin für Bedingungen zu kämpfen, in denen Menschen offen und sicher zu ihrer sexuellen Orientierung und ihrer Geschlechtsidentität stehen können.

Wie wichtig das ist, zeigen besorgniserregende Entwicklungen der vergangenen Jahre und Monate: 2023 verzeichnete die Fachstelle Maneo einen Höchststand von Vorfällen über queerfeindliche Übergriffe. Meistens geht es dabei um Beleidigungen, Bedrohungen, oder sogar Körperverletzungen. Rechtsextreme Gegenproteste und Hassreden zum Christopher Street Day in Bautzen und anderen Städten im August 2024 machen erschreckend klar, dass wir noch längst nicht in einer Gesellschaft leben, in denen sich alle Menschen gefahrlos zu ihrer Sexualität und Geschlechtsidentität bekennen können.

Die Illustratorin Lena Gröner hat für unsere Ausstellung eine eigene Interpretation des Coming-Out-Symbols geschaffen. Grafik: Studio Erika.

Es gibt bisher vergleichsweise wenige Daten über Coming-Outs. Eine Studie ermittelte 2020, dass ein Drittel aller Berufstätigen ihren Kolleg*innen gegenüber nicht geoutet sind. 17 Jahre alt sind lesbische, schwule oder bisexuelle Jugendliche im Schnitt bei ihrem Outing nach Zahlen des Deutschen Jugendinstituts. Viele von ihnen, etwa 80% machen nach ihrem ersten Coming-Out Diskriminierungserfahrungen.

Öffentliche Coming-Outs schaffen Sichtbarkeit

In manchen Berufen ist ein Outing mit besonderen Herausforderungen verbunden: 2021 outeten sich gemeinsam 185 Schauspieler:innen und verstießen bewusst gegen das ungeschriebene Gebot der Branche, ihre Queerness zu verbergen, um der Karriere nicht zu schaden. Im Jahr 2022 folgten 122 Personen aus der katholischen Kirche, die unter anderem eine Änderung des diskriminierenden kirchlichen Arbeitsrechts forderten. Auch im Profi-Sport, insbesondere im Männer-Fußball, sind queere Menschen nicht die Norm, sodass Outings häufig erst nach der Karriere geschehen.

In einer idealen Zukunft wird ein Coming-Out überflüssig, alle sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten gelten dann als “normal”. In einer offen Gesellschaft ist Vielfalt die Regel und jede:r kann offen, ohne Sorge um negative Konsequenzen mit seiner, ihrer oder deren sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität umgehen. Nicht nur am heutigen Coming-Out-Tag, sondern jeden Tag gilt es, gegen Diskriminierung einzustehen und mit altersgerechter Aufklärung die Akzeptanz queerer Menschen zu fördern. Mit unserer Ausstellung wollen wir dazu beitragen.