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Manchmal ist es leichter, explizite Wünsche bildlich auszudrücken. Mit unseren Ausstellungs-Früchtchen kann man jetzt auch chatten.

Die Geschichte der fruchtigen Sexmetaphorik ist wohl so alt wie die Kommunikationsgeschichte selbst. Von der Keilschrift über Barock-Gemälde bis zur Banane im Aufklärungsunterricht – an Beispielen von fruchtig-sexueller Bildsprache mangelt es in unseren Archiven nicht. Und seit den 2010er-Jahren sind mehrdeutige Früchte mit der Emoji-Sprache auch in unsere digitale Kommunikation eingezogen. Unsere Ausstellungsfrüchtchen reihen sich in diese Tradition ein. Was wir uns dabei gedacht haben, erfahrt ihr hier.

Sexuell explizite Handlungen durch die Blume auszudrücken – oder eben durch die Frucht – ist schon von Anbeginn der Schriftkultur ein gängiges Stilmittel. „Gib mir die Frucht deines Körpers“, so gab die Antike Göttin Ishtar im babylonischen Gilgamesch-Epos schon in Keilschrift ihr Verlangen nach dem Helden Gilgamesch Ausdruck. Auch die verbotene Frucht, nach der Eva im biblischen Paradies verlangt, wird manchmal als Metapher für Sex interpretiert. Und in Stillleben der Renaissance– und Barockmalerei sind reife, saftige Früchte oft mit erotischer Symbolik aufgeladen. Eindrucksvoll zeigt das zum Beispiel Cornelis de Heems „Prunkstilleben mit kopulierenden Spatzen“ von 1657. Die in den Niederlanden als kostbare Raritäten geltenden Feigen, Zitronen und Melonen lassen den Betrachter:innen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sexuelle Anspielungen auf Genitalien sind dabei offensichtlich.

Schon im 17. Jahrhundert dienten safttriefende und pralle Fruchtdarstellungen der sinnlichen, sexuellen Anspielung in der Malerei. Bild: Städel Museum, Frankfurt am Main.

Bis heute symbolisieren Feigen und Melonen neben Papayas, Grapefruits und allen möglichen anderen aufgeschnittenen Früchten in Filmen, Designs und Kunstwerken Vulven. Und beim Flirten oder Sexting bereichern Emojis wie Pfirsich, Aubergine und Erdbeere unsere Textnachrichten. Aber woher kommt dieser jahrtausendealte Hang zum Obst, wenn es um Sex geht? Neben der offensichtlichen visuellen Ähnlichkeit spielen hier sicher auch unsere Sinne eine Rolle: Der intensive Geruch, die feuchte Saftigkeit und die prallen Kurven von reifen Früchten rufen erotische Assoziationen hervor. Aber auch gesellschaftliche Tabus und Scham beim Thema Sexualität, das Umgehen konkreter Benennungen und anatomischer Darstellungen sowie die Anregung sexueller Fantasien sind ein Grund für die fruchtreiche Bildsprache.

In der Online-Kommunikation haben die Frucht-Emojis nochmal eine besondere Funktion, denn sie ersetzen bedeutungsvolle Mimik, Stimmfarbe und Gesten, die uns sonst in der Offline-Welt zur Verfügung stehen. Mit Emojis können wir mehrdeutige Inhalte darstellen und uns neue, kreative Wege ausdenken, explizite Inhalte ohne Worte zu transportieren. So machen sie es uns auch hier leichter, Schambesetztes in Worte zu fassen.

Nutzt ihr Emojis wie Aubergine, Pfirsich, Wassertropfen, um beim Texten über Sex zu sprechen?
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Repräsentativen Umfragen zufolge nutzen schätzungsweise 90% aller Online-User:innen Emojis, viele davon mit sexueller Konnotation. Dabei gehen die Möglichkeiten, unsere Flirts über die Emoji-Tastatur zu führen, weit über den Obstkorb hinaus. Neben den eindeutigeren Kandidaten –  💦, 🌭, 🍭 –  muss man bei manchen Zeichen ein wenig mehr nachdenken – oder habt ihr bei diesen Emojis sofort eine Assoziation: 🍯, 🍾, 🍩, 🦏?

Doppeldeutige Emojis erweitern nicht nur unsere digitale Kommunikation, sie machen einfach Spaß! Diesen Gedanken hatte Lena Gröner, die als Illustratorin im Auftrag von Studio Erika am Design für unsere Ausstellung gearbeitet hat. Sie ließ sich von den Emojis inspirieren und verpasste den Früchtchen einen tollen Aquarell-Look in fantasievollen Posen. Die Aubergine erfreut sich an einem Kirschen-Heftchen, der Pfirsich macht sich bereit für ein Date und die Banane kommt aus dem Schrank. Weitere Ideen steuerte die kuratorische Leitung Julia Marzoner bei, die Früchtchen kämpfen nämlich auch für sexuelle Selbstbestimmung. Dazwischen laden euch Donuts, Blümchen und Federn zu weiteren Assoziationen ein. Wir lieben unser Design, denn es zeigt: Sexuelle Bildsprache geht auch ohne verruchte Farben und Geschlechterklischees.

Emoji-Früchte boten Inspiration für die Früchtchen unseres Ausstellungsdesigns. Grafik: Museum für Kommunikation Frankfurt.

Heute ergänzen nicht mehr nur Emojis, sondern auch Sticker und Gifs unsere Textnachrichten. Deswegen hat Studio Erika die Früchtchen für uns und für euch animiert. Ihr könnt sie als animierte Gifs auf den PC herunterladen oder über die App sticker.ly als Stickerset in eure Messenger integrieren. Eine genaue Anleitung bekommt ihr hier. Viel Spaß beim Texten! 🌶️

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